Algerien war einst ein strategischer Knotenpunkt und ein begehrtes Land für zahlreiche Zivilisationen, die es eroberten, und dabei ihre Spuren im ganzen Land hinterließen. Diese Völker brachten ihre Traditionen und Denkweisen mit, die besonders die Kunst und die Architektur nachhaltig beeinflussten. Bis heute bewahren viele algerische Städte Überreste der punischen, numidischen oder römischen Siedlungen. Die Geschichte Algeriens vor der römischen Eroberung ist lang, wird aber häufig nicht ausreichend bekannt.
Die zahlreichen, noch heute gut erhaltenen Relikte der Numidenzeit zeigen, dass Algerien eine wichtige Rolle in der mediterranen Geschichte spielte. Zahlreiche Städte, darunter Tipaza, Cherchell, Djemila, Ténès und Timgad, beheimaten bedeutende Überreste dieses glanzvollen Erbes. Die alten archäologischen Stätten befinden sich überwiegend im Küstenbereich und im Norden des Landes. Im Süden reichen die Zeugnisse früherer Generationen dagegen deutlich weiter zurück. Dort findet man zahlreiche neolithische Felsmalereien, die das tägliche Leben der Vorfahren der späteren Wüstenbewohner illustrieren.
Nicht weit von Algier, der modernen und kosmopolitischen Hauptstadt, befinden sich antike Stätten, die so gut erhalten sind, dass sie nicht den Eindruck erwecken, Jahrtausende überdauert zu haben. Viele Städte sind bekannt für die Schönheit ihrer archäologischen Sehenswürdigkeiten – besonders Tipasa. Dort kann man die überwältigenden Ausgrabungen im archäologischen Park bewundern. Die Küste ist von Pinien gesäumt und wird überragt vom imposanten Djebel Chenoua. Im Westen zeigen die römischen Ruinen, dass Tipasa in der Römerzeit eine herausragende Entwicklung erlebt hat.
Etwa zehn Kilometer südöstlich von Tipasa, auf dem Weg nach Sidi Rached, befindet sich das Königsmausoleum der mauretanischen Könige – auch bekannt als „Grab der Christin“. Dieses riesige, konische Bauwerk aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., gestuft und einst etwa 40 Meter hoch, wurde 1982 in die UNESCO‑Welterbeliste aufgenommen. Man nimmt an, dass König Juba II und seine Frau Kleopatra Selene dort bestattet wurden
Weiter entfernt liegt Cherchell, die „Zwillingsstadt“ von Tipasa. Cherchell beherbergt eines der schönsten Museen Algeriens sowie einen noch heute genutzten Hafen aus römischer Zeit. Die Fülle römischer Relikte in Cherchell erforderte sogar die Eröffnung eines zweiten, größeren Museums im Park der Mosaike.
Der Große Westliche Erg (Grand Erg Occidental) ist voller prähistorischer Fundstellen. In der Oase Taghit wurden Felsgravuren von Tieren und bearbeitete Feuersteine gefunden, die auf eine bedeutende neolithische Zivilisation hinweisen.
Rund 10 km südwestlich von Ouargla liegt die alte Stadt Sedrata, einst eine ibaditische Hauptstadt und wegen ihres Wohlstands als „die Glorreiche“ bekannt. Im 11. Jahrhundert wurde sie zerstört und unter Sand begraben. Nur durch Luftaufnahmen wurde sie später wiedergefunden. Ausgrabungen legten Teile der Stadt frei, die ihre Ausdehnung und ihren Reichtum zeigen.
Etwa 100 km von Tamanrasset entfernt befindet sich das monumentale Grab der Tuareg‑Königin Tin Hinan. Der Süden ist besonders bekannt für seine Felsgravuren, insbesondere am Mont Garet El Djnoun. Dort erkennt man Darstellungen von domestizierten und wilden Tieren. Diese Bilder stammen vermutlich von mindestens 2700 v. Chr. und zählen zu den schönsten Fresken der Sahara.
Der Osten Algeriens besitzt die größte Anzahl an archäologischen Fundstätten. Die meisten dieser antiken Stätten sind denkmalgeschützt und tragen zum Ruf der Region bei.
30 km von Constantine entfernt befindet sich die Stätte von Tiddis, eine kleine Numider-Stadt mit bedeutenden Fundstätten aus dieser Zeit. Dieser Ort wurde von den Römern umgestaltet und nach ihrem Städtebausystem neu angelegt.
Nicht weit entfernt liegt die Stätte von Cirta. Annaba hat intensive Bemühungen unternommen, um die antike Stadt vor acht Jahrhunderten Vergessen zu retten.
Schließlich finden wir Timgad, das afrikansiche Pompeji. Bekannt für seinen exzellent erhaltenen Zustand, wurde die römische Stadt Thamugadi im Jahr 1982 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Ruinen, von Sand bedeckt, wurden erst im späten 19. Jahrhundert freigelegt. Timgad hat das besondere Privileg, sein genaues Gründungsdatum zu kennen: im Jahr 100 n. Chr. durch den Kaiser Trajan.
Das Kultusministerium hat ein Portal eingerichtet, das dem algerischen Kulturerbe gewidmet ist, um den Reichtum und die Vielfalt der Elemente der algerischen Kultur hervorzuheben. Ziel der Webseite des algerischen Kulturerbes ist es, diese kulturellen Bestandteile zu digitalisieren, im Internet zugänglich zu machen und sie einer möglichst breiten Masse von Internetnutzern zugänglich zu machen.
Dieses neue Portal für das algerische Kulturerbe enthält eine reiche und umfangreiche Sammlung digitaler Dokumente und Lernressourcen über die verschiedenen Arten traditioneller und zeitgenössischer Volksmusik in Algerien. Es umfasst auch spezielle Bereiche, die dem materiellen und immateriellen Erbe, Museen, historischen und archäologischen Stätten, dem Kino, dem Theater sowie der Literatur mit Gedichten und Büchern gewidmet sind.
Wie in Oran haben viele Städte der Oranie den spanischen Einfluss bewahrt. So ist das Wahrzeichen von Oran die spanische Festung Santa Cruz. Und Tlemcen, die zweitgrößte Stadt der Region, ist bekannt für ihre maurischen Bauwerke von der Qualität jener in Andalusien. Die meisten großen Städte der Region wurden im Mittelalter gegründet. Nur einige Städte wie Aïn Temouchent stammen aus der römischen Zeit. In der näheren Umgebung von Tiaret kann man auch prähistorische Stätten sowie Gräber aus den berberischen Königreichen sehen.